Tag 51 – Zu Besuch im Chateau Gerbaud bei Saint-Èmilion

Mittwoch, 17. Mai 2017


Ich hab relativ gut geschlafen obwohl ich komischerweise leichten Husten bekommen habe 🙁 . Ich bin mit Husten gegangen dann wurde der besser und jetzt kommt der Blödian wieder zurück. Auch Juna hustet wieder 😕 . Na ja, wird schon wieder besser werden und eine kleine Reiseapotheke haben wir ja zur Unterstützung auch dabei.

Da es heute, zumindest für diese Reise, unser letzter Tag am Meer sein würde hatten wir gestern beschlossen ein kleines Strandfrühstück zu machen. Wir richteten Joghurt, Obst, Brot, Kaffee und alles was für den kleinen Morgenhunger nötig schien her und marschierten nachdem Papa endlich ausgeschlafen hatte an den menschenleeren Strand.

Ok der Strand war menschenleer aber man glaubts kaum da kommt doch glatt ein Hund daher und setzt einen Haufen so ziemlich genau mittig auf den Sandstrand… Von Herrchen oder Frauchen, idealerweise mit Tütchen in der Hand, fehlte jedoch jede Spur. Zum Glück saßen wir nicht mittig sondern in Randlage 🙂 Leider hat sich die Sonne nicht so wirklich gezeigt aber es war trotzdem ein schöner Abschluss unseres tausende Kilometer langen Küstenabschnitts von Süd- Frankreich über Süd- Spanien, Portugal und Nord- Spanien bis hier her wieder in den Westen Frankreichs.

Ich und Juna gingen mit unseren Eltern noch zum Duschen heute morgen denn die nächsten beiden Tage werden wir höchstwahrscheinlich nur auf Stellplätzen verbringen ohne besondere sanitäre Anlagen. Für heute war der Plan bis nach St. Pey-dÀrmes bei Saint-Èmilion zu fahren. In unserem Stellplatzführer ist hier eine Übernachtungsmöglichkeit mitten im Weingut “Chateau Gerbaud” ausgewiesen. Man darf sein Mobil inmitten der Weinreben am Waldrand abstellen und hat die Möglichkeit Frischwasser zu tanken und Abwasser zu entsorgen.

Saint-Émilion ist angeblich ein weltberühmtes Weinstädchen 35 km östlich von Bordeaux und eine der romantischsten und malerischsten Weinmetropolen Europas. Es soll hier große Rotweine geben die ausgewiesene Kenner für die besten der Welt halten…

Wir befuhren heute die Autobahn in Richtung Bordeaux und müssen sagen dass dies ziemlich nervenaufreibend war. Es herrschte unglaublich viel Verkehr im Vergleich zu allem was wir bis dato auf der Reise befahren haben. Es war total ungewohnt ständig neben und zwischen zig anderen Autos und vor allem in einer endlos erscheinden Kette von LKWs zu fahren. Wir durchfahren einige Baustellen, sehen sehr viele stationäre Blitzanlagen am Straßenrand und kämpfen mit stockendem Verkehr und kleinen Staus. Vor allem nerven uns aber die relativ teuren Mautgebühren die hier andauernd anfallen!

Auch die Automaten sind irgendwie nicht optimal gestaltet um sie aus einem Wohnmobil zu bedienen. Die in LKW- Höhe angebrachten Zahleinheiten funktionieren beim Bezahlen nur mit Kreditkarte und die haben wir ja so wie es aussieht leider in El Rocio verloren und anschließend sperren lassen 🙁 Die Einheiten für Bar- Bezahlung liegen auf PKW Höhe und um die zu füttern muss Papa sich schon fast waaghalsig aus dem Fenster lehnen.

Um etwa halb vier sind wir im Chateau angekommen. Die Tür zur Eingangshalle war offen aber es war laut einem Zettel an der Tür erst wieder ab fünf jemand da. Ok, wir stellten uns in den Weinfeldern neben ein anderes Wohnmobil aus England das bereits schon da war und setzten uns ein Weilchen mit Käse, Wurst und Snacks in die Wiese. Mama lief mit mir in der Kraxe und Juna auf dem Laufrad noch eine größere Runde hier im Grünen. Wettermäßig sahs nicht gut aus und es wurde doch recht dunkel am Himmel.

Mama hatte gelesen dass man wenn man zum Bezahlen vor geht gleich noch das Weingut gezeigt bekomme und eine kleine Weinprobe machen dürfe. Ok, das wollten wir uns nicht entgehen lassen und kurz nach Fünf wurden wir auch am Eingang empfangen. Uns wurde von einem  sehr freundlichen und jungen Herrn des Chateaus ein kleiner Überblick über die Weinproduktion gegeben und ein roter Wein zum Probieren eingeschenkt. Papa hat sich recht viel mit dem Mann unterhalten und sprach ihn auch mal kurz auf die doch recht braunen und kleinen Weinreben an die wir hier so gesehen haben.

Das war allerdings wie ein Stich ins Herz für den jungen Winzer denn es gab vor wenigen Wochen einen Frost hier im Gebiet was über 80% seiner Ernte aus 15 Ha Land für dieses Jahr zerstört hat. Er erzählte uns dass er dieses Jahr wohl keinen Wein produzieren könne und somit auch im nächsten Jahr nichts verdienen würde und dass er sogar einen fest angestellten Arbeiter entlassen musste. Er wollte über das Thema gar nicht viele Worte verlieren und entschuldigte sich dafür. Wir sahen dass es ihn immer noch sehr belastete und hatten echt Mitgefühl mit ihm.

Papa kaufte danne eine Flasche Roten Wein aus 2014 fürs Abendessen von ihm und bezahlte die 7 € für den Stellplatz. Der 2015er Jahrgang wird erst nächste Woche abgefüllt. Erst dann viel uns so wirlich auf dass die meisten Reben hier im Umkreis alle braun und abgestorben waren. Manche Felder am Waldrand und auch manche Felder ein paar Kilometer weiter standen jedoch noch in sattem Grün da und wir wussten momentan nicht ob das vielleicht an der Sorte oder an dem etwas geschützteren Ort lag. Wir lasen später in den Nachrichten dass der Frost ja auch Deutschlands Obstbauern schon davor empfindlich getroffen hatte – das haben wir alles gar nicht mitbekommen…

Es begann zu regnen und Papa probierte zum ersten mal seit 7 Wochen unseren Fernseher aus – alles funktionierte auf Anhieb. Zuerst haben wir alle gegessen und unsere Eltern tranken den eben erstandenen Rotwein dazu, danach durften wir noch eine Kindersendung anschauen und der Tag endete im Regen zwischen leider erfrorenen Weinreben…

Prost Mahlzeit.

Mats.

 

Galerie Tag 51


 

Reiseroute Tag 51


Gesamtstrecke: 237970 m
Maximale Höhe: 135 m
Minimale Höhe: 6 m
Download file: 2017-05-17_11_32_+02_00.gpx